Spilled Milk

Das interaktive Kammerspiel Spilled Milk setzt sich in seinem vordergründig ganz unpolitischen Setting auf den zweiten Blick mit den Thematiken des Klimawandels und einer mangelhaften internationalen Klimaaußenpolitik auseinander. Aus der Perspektive eines Kindes erleben es die Spieler*innen mit, wie ein Milchkarton auf dem Frühstückstisch umfällt und konstant ausläuft, sodass sich der Spielraum zunehmend mit Milch füllt. Die beiden Elternfiguren reagieren darauf jedoch überhaupt nicht angemessen, sondern verstricken sich in zunehmend absurde Dialoge und gegenseitige Beschuldigungen, während sie die Sorgen des Kindes ins Lächerliche ziehen und nicht auf die Bedrohung des steigenden Milch-Pegels reagieren.

Den Spielenden bleiben die Möglichkeiten, durch das Werfen von Gegenständen oder das Spritzen mit Milch die Aufmerksamkeit der Elternfiguren auf sich zu ziehen. Durch Dialogsoptionen können sie anschließend versuchen, fruchtbare Lösungsansätze für die Situation zu entwickeln. Letztlich scheitern jedoch alle Kommunikationsversuche und das Spiel resultiert stets darin, dass sich der gesamte Spielraum unaufhaltsam mit Milch füllt.

Im zynischen Tenor setzt Spilled Milk die Hilflosigkeit angesichts paternalistischer Politikrhetorik, lähmender zwischenstaatlicher Interessenskonflikte und mangelnder Kollaborationen angesichts der sich verschärfenden klimatischen Veränderungen ins Zentrum des Spielerlebens.

Der steigende Milchpegel vermittelt dabei eindringlich ein Gefühl von Dringlichkeit und Überlebensangst, während der Kontakt mit den letztlich nutzlosen Elternfiguren Frustration und Hilflosigkeit erzeugt. Das pessimistische Ende von Spilled Milk soll über das Spielsetting hinaus zur Reflexion anregen und ex negativo dazu motivieren, neue Handlungswege zu suchen, die bisher noch nicht außenpolitisch betreten wurden.